Die Chapada Diamantina ist zu einem Fixstern im Touriuniversum geworden. Hoch geputscht vor allem durch die Reisebibeln und -fibeln a la "lonely planet". Das hat aus dem selbsternannten "Ökotourismuszentrum Lençóis", seit Anbeginn (Mitte des 19.Jahrhunderts) fest in den Händen skrupelloser Sklavenhalter, IndioMörder und Diamantenjäger, eine anachronistische Hochburg der zeitgenössischen skrupellosen Ausbeutung gemacht.
Einheimische und hinzugekommene „Ökotourismusunternehmer“ nützen das Elend der hauptsächlich afro-indianischen Bevölkerungsmasse, um sich selbst astronomisch weiter zubereichern. Nichts wird umverteilt. Alles geht im Land der unbegrenzten Korruption. Naturzerstörung und Kinderausbeutung inklusive. Die schmucke Mogeletikette "Ökotourismus" stellt die grausige Realität genügend in den Schatten, so dass selbst Touristen mit guten Absichten, noch dazu benebelt vom Reise-, Fremdkultur- und Caipirinharausch, nichts von der Wahrheit hinter der euphemistischen PR.-Erfindung mitkriegen.
Wie auch, in wenigen Tagen Oberflächentuchfühlung mit einer Kulturzone, die teilweise Jahrhunderte von Europa entfernt liegt?
Es gibt schon auch in Lençóis (wenige) anständige Menschen unter den Tourismusunternehmern. Aber die meisten, die sich störrisch weigern, sich zu korrumpieren, geben irgendwann einmal auf. Schmeißen das Handtuch und gehen in eine andere Ecke Brasiliens. Denn die Allianz der Gewinnsteigerung-über-alles-Ausbeuter und Zerstörer zu Lençóis duldet keine Spielverderber. Alles muss so bleiben, wie's seit jeher war. (Auch wenn's den eigenen Untergang beschleunigt.) Die wenigsten werden steinreich und reicher, und die meisten bleiben im Elend als Verbrauchsmenschenheer für erstere zementiert.
Und so ist die Ministadt Lençóis heute in einer logischen Gewaltspirale drin, die selbst Mittelstädte Brasiliens kriminalstatistisch erblassen lässt.